Sonderausstellung
September 2006 – September 2007

»Man kann wirklich sagen, daß ich Mozart sehr, sehr viel verdanke; und wenn man sich ansieht, wie z. B. meine Streichquartette gebaut sind, dann kann man nicht leugnen, daß ich das direkt von Mozart gelernt habe. Und ich bin stolz darauf!« (Arnold Schönberg, 1949)

Arnold Schönberg ist aufgrund seiner Neuinterpretation historischer Materialgesetze und deren Konsolidierung in der künstlerischen Moderne, welche Fortschritt aus Tradition und Freiheit des Ausdrucks propagiert, im 20. Jahrhundert eine Klassiksprechung zuteil geworden, die ihn und seine Wiener Schule in eine direkte Entwicklungslinie zu den Wiener klassischen Komponisten stellt.

Tradition und Neuheit in der Kunst stehen zueinander in dialektischer Spannung, wie Thomas Mann im Roman »Doktor Faustus« subsumiert: »Denn so wenig man das Neue und Junge verstehen kann, ohne in der Tradition zu Hause zu sein, so unecht und steril muß die Liebe zum Alten bleiben, wenn man sich dem Neuen verschließt, das mit geschichtlicher Notwendigkeit daraus hervorgegangen.« Traditionsbezug steht dabei nicht für die unreflektierte Fortschreibung probater künstlerischer Konzepte, sondern fordert deren notwendige Fortgestaltung und -denkung: »Ich lege nicht so sehr Gewicht darauf, ein musikalischer Bauernschreck zu sein, als vielmehr ein natürlicher Fortsetzer richtig verstandener, guter, alter Tradition.« (Arnold Schönberg, 1923 )

Mozart wird durch Schönberg zum Lehrer zukünftiger Generationen, zum Angelpunkt zwischen den Wiener Klassikern und den Komponisten »von Schönberg bis heute«. Die Sonderausstellung »Mozart und Schönberg – Wiener Klassik und Wiener Schule« thematisiert Arnold Schönbergs stilistischen Werdegang auf den Spuren der Wiener Klassik sowie dessen künstlerisch und theoretisch vielfältige Reflexion der Wiener »Überväter«. An zahlreichen Dokumenten aus dem Nachlaß läßt sich die Bedeutung Mozarts, Haydns und Beethovens für sein eigenes Schaffen und Lehren eindrucksvoll nachvollziehen. Sie erlauben zudem Einblicke in die Kompositionsweise Schönbergs, die jener Wolfgang Amadeus Mozarts exemplarisch gegenübergestellt wird. Besonderes Gewicht liegt auf den Quellen zu ausgesuchten Instrumentalwerken und zur Lehrmethode Schönbergs, die von Mozarts Formdenken inspiriert wurden. Abteilungen zu Schönbergs Bearbeitungen vorklassischer Werke, zur »klassischen« Aufführungspraxis der Wiener Schule wie auch sicht- und hörbar vergleichende Einzeldarstellungen von Werken Schönbergs und Mozarts lassen die enge Verbindung von Wiener Klassik und Wiener Moderne zunehmend deutlich werden.

Therese Muxeneder