Anlässlich der 100. Wiederkehr von Arnold Schönbergs Geburtstag (* 13. September 1874) wurde der Komponist in Wien mit einer Reihe von Aktivitäten gefeiert. Im Auftrag der Stadt Wien gestaltete der österreichische Künstler Fritz Wotruba ein Grabmal für Schönberg am Zentralfriedhof.
»Fritz Wotruba (1907–1975) zählt zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts und gilt als Klassiker der modernen Skulptur. Er setzte sich intensiv mit gesellschaftlichen und politischen Fragen der Zeit auseinander und ließ diese in sein künstlerisches Werk einfließen. Wotruba wies der Kunst und dem Künstler eine aufklärerische Mission zur Erneuerung von Kultur und Gesellschaft zu. Diese Auffassung veranlasste ihn, an prominenten Denkmalprojekten teilzunehmen, wobei er sich ganz gezielt auf die Themenbereiche Arbeit, Opfer von politischer Gewalt sowie Künstlerdenkmäler konzentrierte. […] 1969 wurde Wotruba im Rahmen eines Wettbewerbs von der Deutschen Bundesbank eingeladen, einen Beitrag für die künstlerische Ausstattung von Foyer und Vorplatz für den Neubau der Bankzentrale in Frankfurt am Main zu liefern. Sein Entwurf mit aufragenden Figurationen sowie stehenden und hängenden Blöcken blieb unverwirklicht, doch setzte er 1974 einen Einzelteil davon, einen Kubus, als Gedenkstein für Arnold Schönberg um. Die Ausführung in Marmor übertrug er weitgehend seinem Mitarbeiter Engelbert Lanzenberger. […] Für das Grabmal griff Wotruba auf den Kubus-Entwurf für Frankfurt zurück und entsann in Analogie zur elementaren Zwölftonmusik Schönbergs eine elementare Steinskulptur, die aus einem einzigen Quader besteht. Der massive Steinblock [Carrara-Marmor, 196 x 178 x 158,5 cm] steht aufgekippt auf einer abgeflachten Ecke. Er macht den Eindruck, als würde er durch seine eigene Schwere im Sockel versinken, wirkt aber gleichzeitig leicht und in die Höhe strebend.«
aus: Gabriele Stöger-Spevak, Fritz Wotruba. Denkmäler, Skulptur und Politik, in: Gabriele Stöger-Spevak (Hg.), Fritz Wotruba. Denkmäler, Skulptur und Politik. Wien 2015, S. 29–30.
Am 5. Juni 1974 wurden die aus Los Angeles nach Wien überstellten Urnen Arnold und Gertrud Schönbergs in dem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Der Arnold Schoenberg Chor interpretierte De Profundis op. 50B, Ronald Schoenberg sprach als Vertreter der Familie von einem Symbol postumer Anerkennung. Rudolf Kolisch, Schwager des Komponisten, verdeutlichte in der Festansprache, dass »vieles von dem Unrecht, das Schönberg in seinem Heimatland« widerfuhr, nunmehr begraben sei.«
Filmaufzeichnung der Zeremonie (Ausschnitt):